Karte Pyrenäenübergänge

ab dem 18.08.15 weiter auf dem Camino Aragónes

Wir sind im Sommer 2015 ein Teilstück vom Voie du Piémont (GR78) gelaufen, der aus Narbonne kommend die verschiedenen Jakobswege quert und somit verbindet. Kurz vor Arudy sind wir auf den Voie d'Ossau (GR108) abgebogen, der als Alternativroute über den Col des Moines zum Somportpass führt und auf dem Camino Aragón (GR 65.3) weiter Richtung Compostella führt und in Puente la Reina de Navarra an den Camino Francés (GR65) anschließt.
 
 
Weiter geht es auf dem Camino Aragón, auf dem wir unabhängig voneinander vor 10 Jahren mit dem Camino angefangen haben.
 
Hier am Col du Somport stößt der GR108 Voie d'Ossau auf den GR635 Camino Aragónes
 
Zur korrekten Reihenfolge der Posts bitte rechts den Kalender benutzen, ansonsten wird die Reihenfolge vielleicht mal etwas wirr.

Jakobsweg Querverbindung von Lourdes bis Jaca in 5 Teilen Playlist


17.08.2015 Refuge d'Ayous Richtung Lac Bersau


Vor dem Refuge steht ein Schild 1978 Höhenmeter. Heute steigen wir diese Himmelstreppe noch weiter nach oben. Starke Steigungen und ebene Wege wechseln sich wanderfreundlich ab. Einfach ist der Weg dennoch nicht, gute Wanderschuhe mit Knöchelschutz sind hier dringend notwendig. Die Wanderschuhe brauchen wir sogar vom Campingplatz zum Klo, denn der Platz liegt etliche Höhenmeter unter der Herberge.
Unsere heutige Etappe führt uns zum Lac Bersau, zwischen dem Bergmassiv Pic de Larry und dem Pic Castérau vorbei an dem Pic de Bielle, wieder auf den GR108 und schließlich zwischen dem Pic des Moines und dem Pic Paradis zur Col des Moines. Schätzungsweise sind das zwischen 3 und 5 km ohne Ausschilderung, bis die Kennzeichnung wieder anfängt.

Richtung GR108 17.08.2015 Pic de Larry

Wir sind immer noch nicht auf dem GR108, oder doch? Genau weiß ich nicht mehr wo ich welches Foto gemacht habe, aber der Berg links kann gut der Pic de Larry sein.

Unsere heutige Etappe führt uns über den Wolken auf insgesamt 2168 Höhenmeter. Wir haben Glück, denn die Wolken bleiben fast die ganze Zeit unter uns.
An dieser Stelle genießen wir unser letztes Stück Käse, welches wir uns in Gabas bei einer Holzbude mit Direktverkauf gekauft hatten.

Seit Ayous sehen wir immer wieder überall Quellflüsse, die wir manchmal überspringen müssen. Naja, überspringen ist übertrieben, denn sie sind sehr klein, dafür umso häufiger anzutreffen.

17.08.15 Rundwanderweg Zubringer zum GR 108 Refuge d'Ayous Richtung Col des Moines


Der Volksauflauf hat etwas abgenommen, nur vereinzelt sehen wir Wanderer. Vielleicht liegt das daran, daß dieser Rundwanderweg eher von Tagestouristen genutzt wird, die abends wieder den Nationalpark verlassen. Für diese Touris ist es noch zu früh am Tag und so haben wir diese Wegstrecke fast für uns.
wahrscheinlich Pic Castérau
Der Weg ist zwar nicht ausgeschildert, aber trotzdem nicht zu verfehlen. Es gibt weder Abzweigungen noch Alternativen. Die Bergalmen sehen zwar begehbar aus, sind es aber nicht für uns. Die Einheimischen hier sind extrem sportlich, wenn sie ihren Tieren hinterher rennen müssen, um diese auf die richtige Alm zu treiben. Wir können da nicht mithalten, ist aber auch nicht nötig.

GR108 17.08.2015 Richtung Col des Moines


Hier treffen wir wieder auf den GR108, kurz vorher mußten wir allerdings die topografische Karte studieren, um den richtigen Weg zu finden und dort hinunter zu kommen. Seit dem Betreten des Nationalparks haben wir sie griffbereit in Tinas Weste. Der Esel vor uns ist bereits auf dem Rückweg zur Refuge.


GR108 Zwischen Lac Bersau und Col des Moines


Über den Pass hier zwischen den zwei Berggipfeln kamen wir wieder auf den GR108 kurz vor dem Col des Moines. Inzwischen sind schon einige Stunden vergangen und die Wolken sind nun wieder über uns, bevor wir die nächste Steigung überwinden, bleibt das auch so.
Bisher haben wir heute fast alle Fotos auf den Weg gerichtet, den wir bereits hinter uns haben, weil die Aussicht ganz einfach schöner ist, als wenn man versucht bergauf zu fotografieren. Hier hat Tina doch mal ein Foto in Richtung GR108 gemacht. Hinter dem nächsten Anstieg begegnen uns wieder etliche Wanderer, die nun jedoch aus Spanien kommen. Irgendwo hier hat uns auch ein Jakobspilger in rasantem Tempo überholt.

17.08.2015 Richtung Col des Moines

Pic des Moines und Pic Paradis

Blick zurück beim Anstieg
kurz vor Col des Moines
Meine kleine Kamera hat kein gps, daher kann ich zu den Fotos nicht die ganz genauen Angaben machen. Auch bin ich zu sehr Laie um die Bergspitzen ihren Namen zuzuordnen. Die Angaben stammen also aus meiner relativ ungenauen Erinnerung in Kombination mit Blick auf die Karte.

17.08.2015 Col des Moines

Noch ein paar Kurven und es ist da, unser heutiges Zwischenziel. Irgendwann am frühen Nachmittag stehen wir plötzlich auf dem umgefallenen fanzösisch-spanischen Grenzzaun unter unseren Füßen, der aus einem Schafszaun besteht, der normalerweise zum Einpferchen von Tieren genutzt wird. Ohne das Schild, den Grenzstein und die vielen Touristen hätten wir nie erkannt, an welchem historischen Ort wir uns gerade befinden.
Kurz bevor wir hier waren, kam uns eine spanische Familie entgegen, das junge Mädchen blieb stehen, blickte ins Tal und blieb stehen vor Erstaunen. Sie sagte nur WOW!

Wir waren an die fantastische Aussicht schon gewöhnt.

An dieser Stelle endet der GR108 und damit jede Ausschilderung Richtung Somport. Wir haben noch einen halben Tag und ca. 6 km vor uns.

GR108 und GR653 17.08.2015 Vom Col des Moines zum Col du Somport über Astún

Seit wir den Col des Moines hinter uns haben, geht es nur noch bergab. Wir kommen an den See Ibón de Escalar. Hier mußten wir uns entscheiden ob wir mit der Seilbahn runter fahren oder laufen. Linksseitig am See entlang  (in Blickrichtung) führt der Fußweg  und hinter dem See hinter einem Bergrücken links abbiegt und aus unserem Blickfenster verschwindet. Zuerst fragen wir einen Franzosen, wo wir langgehen sollen, er schickt uns den Pass hinauf weil wir nach Astún fragen.

Dann fragen wir einen Spanier, wie es zur Col du Somport geht und er schickt uns den See entlang zu dem Bergrücken. Er meinte, daß wäre die Strecke für Fußgänger. Er hatte Recht! Wir nahmen diese zweite Variante. Die Variante des Franzosen hätte uns zur Seilbahnstation gebracht, unter der wir einige Stunden später hindurch liefen.



Tina blickt zurück in die Richtung,
aus der wir gekommen sind
 Wie gut, daß ich zu dem Zeitpunkt den Namen des Sees nicht kenne, weil ich nicht in die Karte geschaut habe, denn wir kommen an eine Stelle, die uns den Atem verschlägt und uns Angst macht. Wir stehen vor einer Schlucht, (wahrscheinlich die falsch ausgewiesenen Höhenmeter in meiner Beschreibung) und müssen da runter. In der topografischen Karte ist der Weg serpentinenartig eingezeichnet, allerdings liegen die Kurven so eng, daß man sie kaum voneinander unterscheiden kann. Die Wolken steigen seit dem Col des Moines immer höher und wir befürchten, bald wieder darin eingehüllt zu sein.

Wir trauen uns nicht, den Abhang hinunter zu schauen und wagen uns Schritt für Schritt an den Abstieg. Unten angekommen setzen wir erleichtert den Rucksack ab und wollen unsere letzte Feige genüßlich teilen, als die ersten Regentropfen fallen.

Nun ist auch klar, warum die Mönche im Mittelalter die Pilger begleiten mußten, wir waren hier allerdings alleine. Wir laufen nun in eine dicke Nebelwand und können nur noch unsere nächsten zwei Schritte beurteilen, aber dafür geht der Weg nur noch sachte bergab.  

Nachdem wir die Serpentinen hinter uns gebracht hatten, wurde der Weg immer einfacher. Nun war er flach, wir mußten nur noch auf unsere Schritte achten, er wurde zu einem Trampelpfad, dann zu einem Schotterweg und hinter einer Kurve tauchte ein seltsam riesiges Gebäude auf, davor die Talstation der Seilbahn von Astún.

Das riesige Gebäude ist ein Ski-Hotel, dort bekamen wir unseren ersten spanischen Cortado auf dieser Tour. Wir waren HAPPY, diese Etappe geschafft zu haben, es war ca. 17 Uhr und bereits dunkel. An der Talstation gab es eine Temperaturanzeige: 9 Grad Celsius! Unsere letzte Nacht war sicherlich kälter. Tina sagt: Daß ich das in meinem Alter noch erleben darf! und ist besonders stolz auf diese Tour. In der Herberge Aysa schaut die Herbergsmutter vorsichtshalber 2x hin, bevor sie Baujahr 1936 aufschreibt. Naja, Antoine hat auch das gleiche Alter, dem haben wir diesen Weg immerhin zu verdanken und er bezeichnet die Pyrenäen als Hügelchen und wer im Jahr 3 oder 4 Jakobswege abläuft, hält sich nun mal fit. Ich jedenfalls wäre froh, wenn ich diesen Weg mit 78 nochmal laufen könnte.

Gegen 17:00 gingen wir über einen gigantischen Parkplatz und ich fragte einen Ordnungshüter nach der Col du Somport. Dieser schaute mich verdutzt an, zeigte nach links und sagte España, er zeigte nach rechts und sagte, Francia. Wir mußten nur noch lächerliche zwei Kilometer auf der einsamen großen Straße bis zur Kreuzung vor der Herberge laufen und wurden die ganze Zeit nur von einem Auto überholt. 

Anschließend hing dann mein Zelt hing klitschnass in der Herberge zum Trocknen, ansonsten ist aber alles trocken geblieben. Leider hat meine Kamera kurz vor der Col des Moines ihren Geist aufgegeben, Tinas wenig später. Erst in der Herberge merke ich, daß ich nur den Akku hätte tauschen müssen, aber wie bestellt war das Fotowetter vorbei, von der spanischen Hitze merken wir nichts. Heute weiß ich, Akkus bewahrt man nachts bei Temperaturen um 0 Grad in der Hosentasche auf und läßt die Hose einfach zum Schlafen an. Dadurch kühlt der Akku nicht aus und hat eine längere Akkuleistung.

17.08.2015 Streckenverlauf

Der Flyer von www.astun.com gibt ganz gut unsere Strecke wieder, die nicht Teil des Jakobsweges ist, weil es die Refuge d'Ayous im Mittelalter noch nicht gab. Damals liefen die Pilger die direkte Verbindung, die in der zweiten Karte abgebildet ist. Da uns die Strecke mit 21 km und gewaltigen Steigungen zu lang erscheint, machen wir den Umweg über den Lac Gentau, wo wir Zwischenstation machen können. Wir laufen die angegebene Wanderstrecke: Lac de Bious Artigues, Lac Miey, Lac Gentau (Refuge d'Ayous), Lac Bersau, Pico de los Monjes, Ibón de Escalar, den mit Kugelschreiber eingetragenen Serpentinenweg nach Astun.

Bis zum Lac Gentau haben wir den GR10 als Wegmarkierung, ab da bis kurz hinter dem Lac Bersau gibt es keine Ausschilderung, ungefähr beim Lac Casterau treffen wir wieder auf den GR108 bis zum Col des Moines, ab da fehlt die Wegmarkierung bis Somport.

Die zweite Karte gibt eine andere Strecke an, diese ist zwar kürzer, dennoch sind wir sicher, wenn die Pilger im Mittelalter die Unterkunft in Ayous gehabt hätten, wären sie auch diesen Umweg gegangen, denn schon Aimery Picaud hat geschrieben, daß man beim Pyrenäenübergang das Gefühl hat, den Himmel anfassen zu können, wir wollten uns davon keine Minute entgehen lassen.

Beim Col des Moines endet der GR108 und damit auch die am wenigsten heute noch bekannte Strecke über die Pyrenäen. Weiter führt uns der GR108 Camino Aragón. Schon im Mittelalter wurden andere Übergänge beliebter, weil dieser hier als zu gefährlich galt und als "glissante" beschrieben wurde. Selbst den meißten Jakobuspilgern aus Spaniern ist unbekannt, daß es diesen  heute wieder ausgeschilderten Übergang gibt.

Voie d'Ossau GR 108


Lourdes bis Col des Moines im Originalton


GR10 und GR108 16.08.2015 von Gabas in den Nationalpark


Als ich den Topo-Guide für die Recherche für diesen Weg bestellt hatte, habe ich nicht damit gerechnet, dort gleich drei Übergänge über die Gebirgskette zu finden. Umso erfreuter war ich , als ich feststellte, dort die Beschreibung und die Karten über die Strecke zum Col des Moines zu finden. Bis dahin wußte ich nicht, daß diese Strecke schon zum Wegenetz der Jakobspilger in unserer heutigen Zeit gehört, denn auf den Pilgerausweisen ist dieser Übergang nicht eingezeichnet.
Hinter Gabas gabelt sich der GR108 Richtung Col des Moines und der GR108 Richtung Col de Peyrelue zur Port Vieux de Sallent. Dieser Weg führt weiter über Portalet, Formigal, Sallent, Lanuza, Panticosa, Pueyo de Jaca, Hoz de Jaca, Biescas, Oliván, Sabiñánigo nach Jaca, wo beide Wege wieder zusammenkommen. Über diese Alternative fehlt uns heute noch jede Menge an Information ab der spanischen Grenze, in Jaca konnten wir nur eine Übersichtskarte finden. Das war auch gut so, denn ansonsten hätten wir uns wegen der geringeren Steigung für die Strecke über Sallent entschieden.

GR10 16.08.2015 auf dem GR 10

wahrscheinlich ein Königsadler


Als wir heute morgen die Straße von Gabas Richtung Nationalpark hochliefen wunderten wir uns warum so furchtbar viele Autos an uns vorbeifuhren, da wir doch wußten: Diese Straße endet in einer Sackgasse kurz vor der französisch-spanischen Grenze. Als wir die hinter der letzten Kurve vor dem Nationalpark waren kamen wir an einem riesigen Parkplatz vorbei, davor war eine Schranke, durch die nur wir Fußgänger kostenlos durch durften. Von der ersten Anhöhe aus konnten wir auch den Camping-Platz sehen, der hauptsächlich von Wohnmobilen genutzt wurde. Auf uns kamen Horden von Tagesausflüglern zu, die uns alle überholten.

Unsere erste Rast an diesem Tag haben wir einem Wohnwagen zu verdanken, der in der Nähe des dortigen Stausees steht. Dort bekamen wir frischen Kaffee, wir kamen an einem Viehauftrieb vorbei und eine Kuh blickte mir direkt in die Kamera.

Unsere zweite Rast hatten wir schon bald, als wir an den Abzweig zum GR10 kamen, der uns zu unserem heutigen Tagesziel führt.

GR10 16.08.2015 von Gabas zum Refuge d'Ayous

Unser angestrebtes Ziel, die Refuge d'Ayous liegt zwar nicht auf dem Jakobsweg, bietet uns aber Unterkunft, was auf dieser Etappe selten ist. Wir hätten zwar auch irgendwo anders im Nationalpark campen können, aber das ist nur erlaubt, wenn man sein Zelt maximal eine Stunde entfernt von einer befahrbaren Straße aufschlägt. Unsere Kilometer pro Stunde sind hier sehr wenig, also in unmittelbarer Nähe einer Straße. Sehr weit wären wir nicht gekommen.
Der GR108 und der GR10 sind beide Teile eines Rundwanderweges durch diesen Teil des Nationalparks, der Rundwanderweg bringt uns dann morgen wieder an den GR108.

Gabas bis Bious-Oumette 3 km (bis Bious-Oumette kann man auch mit dem Bus fahren, das ist scheinbar der Parkplatz vom Nationalpark)
Bious-Oumette bis pont de Bious 2,6 km (wahrscheinlich der Wohnwagen mit dem Kaffee
pont de Bious bis la bifurcation vers Ayous 4,5 km
Abzweig vom GR108 bis Ayous 2 km

GR10 16.08.2015 Camping beim Refuge d'Ayous


Zwar konnten wir bis jetzt auf der gesamten Tour außer den zwei Adlern oder Geiern nur Kühe, Rinder, Esel und Schafe sehen und hatten uns mehr Wildtiere erhofft, aber trotzdem sind wir von dieser Tour bis jetzt begeistert. Tina ist mächtig stolz auf sich, trotz Astma diese Höhen erreicht zu haben und beichtet mir am Abend, daß ihr Arzt sie aufgefordert hatte, auch mal richtig in den Bergen zu wandern und nicht nur im Flachland. Bisher hatte sie sich das nie zugetraut, diese Schwelle ist nun durchbrochen.
Unser kleines Zwei-Personen-Zelt passt hier wunderbar auf den Campingplatz, hier sind sogar ganze Familien mit Kindern, die ihre Siebensachen hier raufgeschleppt haben, sich dabei aber auf das Wesentlichste konzentriert haben. Ich bin froh, daß dieses kleine 1 kg schweres Zelt mit in meinen Rucksack reinpasst und nicht wie bei den anderen außen angebunden ist. Der Rucksack läßt sich so besser tragen. Die Gruppe hier auf dem Platz ist bunt, neben mehreren Jugendgruppen finden sich einsame Wanderer und Familien auf diesem Platz ein. Wir sind froh, daß wir uns angemeldet haben. Der Platz ist zwar groß genug für etliche Zelte, aber das Essen ist hier sehr begrenzt. Vor dem Abendessen genießen wir noch einmal aus unserer Notration Feigenbrot mit dem Rest Bagette, welches vor zwei Tagen übrig geblieben war und machen daraus eine leckere Mahlzeit.

GR10 16.08.2015 Refuge d'Ayous

Dieser Esel hier vollbringt täglich Glanzleistungen, denn er schafft all die Lebensmittel für die Mahlzeiten der Wanderer im Refuge und auf dem Campingplatz heran. Hier gibt es weit und breit keine befahrbare Straße und die Herberge wird komplett durch dieses Tier mit Lebensmitteln versorgt.
Der See bei der Herberge und dem Campingplatz lädt einige zum Baden ein, aber wir verzichten sogar auf eine Dusche, denn wir rechnen mit einer sehr kalten Nacht und wollen uns nicht unterkühlen. Die anderen Camper hier haben alle eine Wollmütze auf dem Kopf, die uns nicht zur Verfügung steht. In weiser Voraussicht habe ich ein Inlet für meinen Schlafsack mit und auch eine Erste-Hilfe-Decke gegen die Kälte. Beides wiegt fast nichts und ist ein guter Temperaturschutz. Außerdem ziehe ich meine Baumwoll-Handschuhe an, die ich eigentlich als Sonnenschutz gegen Sonnenbrand geplant hatte.

GR108 16.08.2015 Lac d'Ayous


Diese Etappe war atemberaubend schön, anstrengend und aufregend. Hinter jedem Berg, hinter jedem Paß bot sich eine noch schönere Aussicht und wir machten öfters Pause als je zuvor. Mindestens jede Stunde sitzen wir irgendwo, verschnaufen, fotografieren und genießen das Panorama.

Wir lassen alle anderen Wanderer vorbei und sind froh, soviel Zeit im Gepäck zu haben.
Den anderen auf dem GR108 entgeht dieser schöne Anblick im Abendlicht.

Im Refuge sehen wir ein Hinweisschild, daß es dort keine Müllentsorgung gibt. Jeder ist verpflichtet, seinen eigenen Müll wieder mitzunehmen, damit der Park sauber bleibt. Dieser Park gehört zu den wenigen Fleckchen auf unserem Globus, wo sich jeder an diese Weisung hält. Auch bleibt jeder auf den ausgewiesenen Wegen aus Angst sich zu verlaufen. Für die Tierwelt ist das auch dringend notwendig, Tagsüber geht es hier zu wie auf dem Jahrmarkt, die Tiere verstecken sich vor den vielen Menschen hier. Erst abends kehrt Ruhe ein.

GR108 15.08.2015 Goust bis Gabas

Unterwegs werden wir immer wieder gewarnt, im Ossau baden zu gehen, dieser könne in sekundenschnelle etliche Meter ansteigen. Uns ist sowieso nicht nach Baden zumute, außerdem ist der Fluss zu reißend und die Böschung zu steil.
Die Wege sind steinig, steil und glitschig und gehören zumindest für mich zu den schönsten Strecken, die nur noch durch den Nationalpark übertroffen wurden.

GR108 15.08.2015 Eaux-Chaudes bis Gabas

Unsere heutige Etappe von Eaux-Chaudes über Goust nach Gabas ist nur 10 km lang. Das hört sich wenig an, dafür war der Weg umso schöner. Wir haben fast den ganzen Tag den Ossau neben oder weit unter uns gelassen. Heute morgen lag das Dorf wieder in einer Wolke, aber je höher wir kamen, desto trockener wurde es.
Der Weg heute war wieder glitschig, so daß wir sehr auf den Weg achten mussten. Einige Male ging es wieder unter umgefallenen Bäumen hinweg, Tina musste sogar einmal ihren Rucksack absetzen und mir über den Baum anreichen.

Einmal haben wir uns verlaufen, das erste mal weil und das auch nur, wir uns zu sehr auf den Weg konzentriert hatten.

GR108 15.08.2015 Eaux-Chaudes bis Gabas


Der Fluss kreuzt manchmal unseren Weg und ich habe die Überquerung auf dem Hosenboden vollzogen und andere Male haben wir wieder die Hände zur Hilfe genommen.

Irgendwie ist es mir unterwegs gelungen, die Bindung meiner Wanderstöcke zu reparieren, als ich endlich verstanden hatte, daß sie wie Dübel funktionieren und einfach nur überdreht waren. Das ist auch gut so, denn die Stöckchen hier sind unsere Lebensversicherung.

Seit dem Abzweig auf den GR108 begleitet uns die Jakobsmuschel auf blauem Grund und ist noch sehr gut erhalten. Die neue blau-gelbe Markierung in Streifen ist auch manchmal zu sehen, die wir dieses Jahr das erste mal auf dem Jakobsweg in Frankreich finden.

GR108 15.08.2015 Eaux-Chaudes bis Gabas


Zwar wußten wir vorher schon, daß dieser Weg schön ist, aber auf solch märchenhafte Wege waren wir nicht gefaßt. Der Ossau kommt wie ein Wasserfall den Berg herunter, schäumt und macht ein irres Getöse, welches so laut wie eine Autobahn ist.

Wir sind froh, uns so kurze Etappen gesteckt zu haben. Für erfahrene, sportliche Bergwanderer mag das vielleicht langweilig klingen, aber wir bleiben an jeder Ecke stehen, verschnaufen und machen Fotos. Und das ist auch gut so.

Es wäre schade, an diesem schönen Fleckchen Erde vorbei zu hetzen und über Landstraßen abzukürzen, was sicherlich möglich wäre, denn die Wegweiser für Autofahrer zeigen weniger Kilometer bis zum Dorf an, als unser Wanderführer angibt.

Inzwischen ist sogar Tina der Meinung, die Straße auslassen zu müssen, obwohl für sie die Bergpfade anstrengender sind als für mich. Dafür rennt sie mir auf Straßen im wahrsten Sinne des Wortes davon, während meine Füße auf dem Asphalt kleben bleiben. Morgen haben wir die schwierigste Etappe und dann geht es schon fast wieder bergab.

GR 108 15.08.15 Gabas


Gabas Hotel Vignau

Karte der zwei Wegalternativen
seit dem 12. JH bis zur spanischen Grenze
Hinter unserem Hotel zeigen sich gerade die letzten Sonnenstrahlen des Tages hinter einer Wolke und hinter den Bergen, als wir wieder aus der kleinen Kapelle kommen.

Wie gut, daß wir hier von Laruns aus reserviert haben, so wie es uns in der Tourist-Info geraten wurde. Das Hotel ist voll und das, obwohl gleich zwei unmittelbar neben einander liegen.

Morgen machen wir uns auf den Weg nach Ayous, bis jetzt konnten wir uns immer noch nicht entscheiden, ob wir den Weg über "Col des Moines" oder den Weg über "Col de Peyrelue" nehmen. Die Wirtin hat uns endgültig von dem GR108 über den Col des Moines überzeugt. Sie meinte, der andere (GR108A) führt nur an der Straße entlang und wäre langweilig. Im Hotel ist auch eine Familie mit Kindern, die wahrscheinlich auf dem GR10 sind und wir denken, wenn die das schaffen können wir das auch.

Ein Blick in unsere topografische Karte zeigt uns, daß der Weg zum Refuge d'Ayous gar kein großer Umweg ist, wenn wir uns für zwei Tage vom GR108 trennen und den Rundwanderweg durch den Park nehmen, der uns dann irgendwann wieder auf den GR108 bringt. Wir bitten die Wirtin, für uns in Ayous anzurufen und zu fragen, ob dort Platz für uns ist.

Nein, die Refuge ist voll belegt, aber wir haben Glück, denn Abendessen dürfen wir dort und auf dem Campingplatz unser Zelt aufstellen.

GR108 15.08.2015 Gabas


In Gabas begreifen wir endlich, woher der Pic de Moines seinen Namen hat und warum uns der Weg über den Pass der Mönche führt, Pass der Mönche ist zumindest die Übersetzung von Col des Moines.

Im 12. JH., genauer gesagt seit dem Jahr 1120 war diese kleine Kapelle in Gabas der letzte Ort vor der Überquerung der Bergkette, die als gefährlich galt. Dort wurden die Pilger von den Mönchen aus Sainte Christine du Somport abgeholt um sie über die Berge zu führen.

Hier hielten die Pilger ihre Andacht und beteten für ihre sichere Überquerung der Pyrenäen.


14.08.2015 GR108 Louvie-Juzon bis Eaux-Chaudes

Heute morgen mußten wir unsere Regencapes auspacken und Tina gelingt es, mich von der Straße zu überzeugen. Die Wege auf dem GR sind einfach zu glitschig für meine Schuhe. Tina hat damit weniger Probleme, ihre Sohlen sind besser als meine. Ich hatte mir voher meine Schuhe von meinem Schuster neu besohlen lassen und der hat scheinbar keine Ahnung von französischen Weitwanderwegen. 
Ab Luvie-Luzon sehen wir immer öfter die Jakobsmuschel und auch der blau-gelbe Streifen zeigt uns an, wo der Jakobsweg vom GR abweicht. Der Jakobsweg wählt eher die leichtere Variante als der GR und eine exakte Beschreibung zur Beschilderung habe ich gerade entdeckt, als ich für das nächste Jahr nach Informationen für einen anderen Weg recherchiert habe. Die Ausschilderung wird als "Balisage" bezeichnet.

GR108 14.08.2015 Louvie-Juzon bis Eaux-Chaudes

Bis zur Mittagspause waren wir in einer Wolke, erst in Laruns wurde das Wetter besser, deshalb blieben wir bei der gelb-blauen Markierung und damit auf der geteerten Straße. Die letzten 5 km hinter Laruns waren bis jetzt die schönsten, aber auch die schwierigsten. Es ging über eine hohe Brücke über den Fluss, der reißend unter uns durchfloss und die Steigung hat uns gereicht.

Tina hatte einige Male ordentlich Schwierigkeiten mit ihrer Puste und ich mit den glitschigen, bemoosten Steinen, es ging einige Male unter umgestürzten Bäumen hindurch oder darüber hinweg, hier mussten wir das erste mal den Rucksack absetzen.

An einer Stelle konnten wir den Weg nur erahnen und an anderer Stelle waren wir froh, daß wir uns dort durch ein Seil absichern konnten. Kurz vor Eaux-Chaudes ist der Weg so steil und glitschig, daß ich nur auf allen vieren vorankam, trotz aller Bedenken hatte Tina keine derartigen Probleme.

GR108 14.08.2015 Louvie-Juzon bis Eaux-Chaudes

Die letzten Kilometer bis Eaux-Chaudes waren bisher die schönsten, aber auch die schwierigsten. Es ging über eine (hohe) Brücke über den Fluß, der reißend unter uns durchfloss. Die Steigung hat uns heute schon gereicht. Es ging einige Male unter umgestürzten Bäumen entlang, durch deren Baumkronen wir durchklettern mussten und an einer anderen Stelle konnten wir den Weg nur erahnen.
An einer anderen Stelle waren wir froh, daß wir uns durch ein Seil absichern konnten, welches am Hang für diesen Zweck befestigt war und kurz vor Eaux-Chaudes war der Weg so steil und glitschig, daß ich nur auf allen Vieren vorankam.

Trotz allem sind wir pünktlich vor 16:00 Uhr angekommen.

GR108 14.08.2015 Louvie-Juzon bis Eaux-Chaudes

 

Unsere Dörfer unterwegs waren:
Louvie-Juzon bis Ribalore (Comune d'Iseste) 3 km
Iseste bis l'Ayguelade und bis Béon 4,5 km
Béon bis Aste und weiter bis Laruns ca 5 km

Mittagspause haben wir gemütlich in Laruns gemacht und das Tagesmenü gewählt. Weil das Wetter bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nass war, habe ich mich nicht gegen die Abkürzung über die Straße kurz vor Laruns gewehrt, der Jakobsweg nimmt sowieso diese kürzere Strecke. Nur der GR macht den Umweg über Béost und Assouste.

GR108 14.08.2015 Aste-Béon bis Laruns

 In Aste-Béon müssen wir unsere Regencapes wieder auspacken, es fängt an zu nieseln, aber das stört uns kaum. Es war zwar morgens bis ca. 11:00 nebelig und manchmal nieselte es, aber dicke Regentropfen haben wir nicht abbekommen. Dafür fühlten wir uns wie im Märchen, weil alles um uns herum dick mit Moos bewachsen war. Leider rutschten meine Schuhe auf diesen Wegen immer wieder weg, ich musste auf jeden Schritt aufpassen, um nicht umzuknicken.
Tina nutzte ihre Verschnaufspausen um Brombeeren zu naschen. Übrigens ist dieser Weg sowieso ein kulinarisches Erlebnis für unsere norddeutschen Gaumen. Das viele frische Obst, insbesondere die Pfirsiche und Nektarinen haben uns bis Louvie-Juzon begeistert und im Vallée d'Ossau wuchsen uns die Brombeeren quasi in den Mund.