GR10 und GR108 16.08.2015 von Gabas in den Nationalpark


Als ich den Topo-Guide für die Recherche für diesen Weg bestellt hatte, habe ich nicht damit gerechnet, dort gleich drei Übergänge über die Gebirgskette zu finden. Umso erfreuter war ich , als ich feststellte, dort die Beschreibung und die Karten über die Strecke zum Col des Moines zu finden. Bis dahin wußte ich nicht, daß diese Strecke schon zum Wegenetz der Jakobspilger in unserer heutigen Zeit gehört, denn auf den Pilgerausweisen ist dieser Übergang nicht eingezeichnet.
Hinter Gabas gabelt sich der GR108 Richtung Col des Moines und der GR108 Richtung Col de Peyrelue zur Port Vieux de Sallent. Dieser Weg führt weiter über Portalet, Formigal, Sallent, Lanuza, Panticosa, Pueyo de Jaca, Hoz de Jaca, Biescas, Oliván, Sabiñánigo nach Jaca, wo beide Wege wieder zusammenkommen. Über diese Alternative fehlt uns heute noch jede Menge an Information ab der spanischen Grenze, in Jaca konnten wir nur eine Übersichtskarte finden. Das war auch gut so, denn ansonsten hätten wir uns wegen der geringeren Steigung für die Strecke über Sallent entschieden.

GR10 16.08.2015 auf dem GR 10

wahrscheinlich ein Königsadler


Als wir heute morgen die Straße von Gabas Richtung Nationalpark hochliefen wunderten wir uns warum so furchtbar viele Autos an uns vorbeifuhren, da wir doch wußten: Diese Straße endet in einer Sackgasse kurz vor der französisch-spanischen Grenze. Als wir die hinter der letzten Kurve vor dem Nationalpark waren kamen wir an einem riesigen Parkplatz vorbei, davor war eine Schranke, durch die nur wir Fußgänger kostenlos durch durften. Von der ersten Anhöhe aus konnten wir auch den Camping-Platz sehen, der hauptsächlich von Wohnmobilen genutzt wurde. Auf uns kamen Horden von Tagesausflüglern zu, die uns alle überholten.

Unsere erste Rast an diesem Tag haben wir einem Wohnwagen zu verdanken, der in der Nähe des dortigen Stausees steht. Dort bekamen wir frischen Kaffee, wir kamen an einem Viehauftrieb vorbei und eine Kuh blickte mir direkt in die Kamera.

Unsere zweite Rast hatten wir schon bald, als wir an den Abzweig zum GR10 kamen, der uns zu unserem heutigen Tagesziel führt.

GR10 16.08.2015 von Gabas zum Refuge d'Ayous

Unser angestrebtes Ziel, die Refuge d'Ayous liegt zwar nicht auf dem Jakobsweg, bietet uns aber Unterkunft, was auf dieser Etappe selten ist. Wir hätten zwar auch irgendwo anders im Nationalpark campen können, aber das ist nur erlaubt, wenn man sein Zelt maximal eine Stunde entfernt von einer befahrbaren Straße aufschlägt. Unsere Kilometer pro Stunde sind hier sehr wenig, also in unmittelbarer Nähe einer Straße. Sehr weit wären wir nicht gekommen.
Der GR108 und der GR10 sind beide Teile eines Rundwanderweges durch diesen Teil des Nationalparks, der Rundwanderweg bringt uns dann morgen wieder an den GR108.

Gabas bis Bious-Oumette 3 km (bis Bious-Oumette kann man auch mit dem Bus fahren, das ist scheinbar der Parkplatz vom Nationalpark)
Bious-Oumette bis pont de Bious 2,6 km (wahrscheinlich der Wohnwagen mit dem Kaffee
pont de Bious bis la bifurcation vers Ayous 4,5 km
Abzweig vom GR108 bis Ayous 2 km

GR10 16.08.2015 Camping beim Refuge d'Ayous


Zwar konnten wir bis jetzt auf der gesamten Tour außer den zwei Adlern oder Geiern nur Kühe, Rinder, Esel und Schafe sehen und hatten uns mehr Wildtiere erhofft, aber trotzdem sind wir von dieser Tour bis jetzt begeistert. Tina ist mächtig stolz auf sich, trotz Astma diese Höhen erreicht zu haben und beichtet mir am Abend, daß ihr Arzt sie aufgefordert hatte, auch mal richtig in den Bergen zu wandern und nicht nur im Flachland. Bisher hatte sie sich das nie zugetraut, diese Schwelle ist nun durchbrochen.
Unser kleines Zwei-Personen-Zelt passt hier wunderbar auf den Campingplatz, hier sind sogar ganze Familien mit Kindern, die ihre Siebensachen hier raufgeschleppt haben, sich dabei aber auf das Wesentlichste konzentriert haben. Ich bin froh, daß dieses kleine 1 kg schweres Zelt mit in meinen Rucksack reinpasst und nicht wie bei den anderen außen angebunden ist. Der Rucksack läßt sich so besser tragen. Die Gruppe hier auf dem Platz ist bunt, neben mehreren Jugendgruppen finden sich einsame Wanderer und Familien auf diesem Platz ein. Wir sind froh, daß wir uns angemeldet haben. Der Platz ist zwar groß genug für etliche Zelte, aber das Essen ist hier sehr begrenzt. Vor dem Abendessen genießen wir noch einmal aus unserer Notration Feigenbrot mit dem Rest Bagette, welches vor zwei Tagen übrig geblieben war und machen daraus eine leckere Mahlzeit.

GR10 16.08.2015 Refuge d'Ayous

Dieser Esel hier vollbringt täglich Glanzleistungen, denn er schafft all die Lebensmittel für die Mahlzeiten der Wanderer im Refuge und auf dem Campingplatz heran. Hier gibt es weit und breit keine befahrbare Straße und die Herberge wird komplett durch dieses Tier mit Lebensmitteln versorgt.
Der See bei der Herberge und dem Campingplatz lädt einige zum Baden ein, aber wir verzichten sogar auf eine Dusche, denn wir rechnen mit einer sehr kalten Nacht und wollen uns nicht unterkühlen. Die anderen Camper hier haben alle eine Wollmütze auf dem Kopf, die uns nicht zur Verfügung steht. In weiser Voraussicht habe ich ein Inlet für meinen Schlafsack mit und auch eine Erste-Hilfe-Decke gegen die Kälte. Beides wiegt fast nichts und ist ein guter Temperaturschutz. Außerdem ziehe ich meine Baumwoll-Handschuhe an, die ich eigentlich als Sonnenschutz gegen Sonnenbrand geplant hatte.

GR108 16.08.2015 Lac d'Ayous


Diese Etappe war atemberaubend schön, anstrengend und aufregend. Hinter jedem Berg, hinter jedem Paß bot sich eine noch schönere Aussicht und wir machten öfters Pause als je zuvor. Mindestens jede Stunde sitzen wir irgendwo, verschnaufen, fotografieren und genießen das Panorama.

Wir lassen alle anderen Wanderer vorbei und sind froh, soviel Zeit im Gepäck zu haben.
Den anderen auf dem GR108 entgeht dieser schöne Anblick im Abendlicht.

Im Refuge sehen wir ein Hinweisschild, daß es dort keine Müllentsorgung gibt. Jeder ist verpflichtet, seinen eigenen Müll wieder mitzunehmen, damit der Park sauber bleibt. Dieser Park gehört zu den wenigen Fleckchen auf unserem Globus, wo sich jeder an diese Weisung hält. Auch bleibt jeder auf den ausgewiesenen Wegen aus Angst sich zu verlaufen. Für die Tierwelt ist das auch dringend notwendig, Tagsüber geht es hier zu wie auf dem Jahrmarkt, die Tiere verstecken sich vor den vielen Menschen hier. Erst abends kehrt Ruhe ein.